Und dann kommt alles anders..
Ich würde jetzt eigentlich gerne einen kurzen Bericht schreiben über den Saisonstart und meine Vorbereitung für die Testläufe für die EM, die bereits in drei Wochen stattfinden. Doch manchmal kommt es leider anders als man sich das vorgestellt hat…
Ende Dezember hatte ich wieder vermehrt Schmerzen in der Hüfte, wie ich sie bereits im Herbst gespürt habe. Mit der Annahme, dass es vermutlich der Hüftbeuger-Muskel sein wird, der mir etwas Probleme bereitet, zog ich mein Trainingsprogramm mehr oder weniger normal durch. Zusammen mit einigen anderen Kaderathleten war ich im Januar noch in Gran Canaria in einem Trainingslager. Dort musste ich bereits einige Laufeinheiten auslassen und durch ein alternatives Training ersetzen.
Mit mehr Stretching und einigen Physiobesuchen, hatte ich das Gefühl diese Hüftprobleme unter Kontrolle zu haben. Doch die Schmerzen wurden tendenziell stärker und zusammen mit unserem Kaderarzt entschied ich ein MRI zu machen um mehr Klarheit zu erhalten über die Ursache für meine Schmerzen. Dies zeigte dann eine Stressreaktion in beiden oberen Schambeinästen. Wer nichts damit anfangen kann: Wikipedia (Schambeinentzündung)
Durch diese Diagnose erhielt ich erstmal eine zweiwöchige Laufpause. Da wir nicht genau wussten wie weit diese Entzündung bereits fortgeschritten ist, wollten wir die Sache eher konservativ angehen in der Hoffnung für die Testläufe noch rechtzeitig fit zu werden. Leider verpasste ich deswegen gleich zwei Trainingswochen in Spanien. Ich hatte geplant am MOC Sprint Camp teilzunehmen und danach direkt in das Trainingslager des Nationalkaders weiter zu reisen. Doch statt die Wärme im Süden zu geniessen, verbrachte ich meine Zeit mit Aquajogging, Velo und Krafttraining zu Hause. Da ich keine Verbesserung spüren konnte wurden aus den zwei Wochen schnell fünf Wochen. Bei einem kurzen Lauftest von 15 Minuten waren die Beschwerden etwa gleich stark wie ein Monat vorher. Eher sogar etwas schlimmer.
Jedes Jahr vor den ersten Wettkämpfen der Saison, absolvieren wir einen Leistungstest auf dem Laufband. Ein Laktatstufentest mit Messung der Herzfrequenz im Flachen und bei einer Steigung von 22°. Als Athlet und Sportstudent gleich doppelt interessant. Doch leider konnte ich in diesem Jahr den Test nicht absolvieren und war nur für die sportärztliche Untersuchung bei unseren Kaderärzten. Da die Probleme mit meiner Hüfte nach wie vor unverändert waren, mussten wir entscheiden mehr in die Heilung zu investieren und sicher weitere vier Wochen auf das Laufen zu verzichten. Dies hat aber zur Folge, dass ich die ersten Nationalen Wettkämpfe verpasse und leider auch die Testläufe für die EM. Dieser Entscheid ist sehr schade, da ich somit mein Hauptziel für diese Saison bereits aufgeben muss, ohne auch nur eine Chance gehabt zu haben mich zu beweisen. Es ist aber langfristig gesehen sicher der einzig vernünftige Schritt um meine Verletzung in den Griff zu bekommen.
Um aber nicht nur abzuwarten und Tee zu trinken werden wir auch mehr in den Heilungsprozess investieren um eine möglichst gute und rasche Heilung zu erzielen. Das heisst auf der einen Seite medikamentös und mit deutlich mehr Physio-Behandlungen. Ich habe die Möglichkeit in Magglingen in die Physio zu gehen und mit Stosswellentherapie den Knochen zu stärken, und dann auch später den erhofften Aufbau auf dem AlterG (Anti-Schwerkraft-Laufband ) mit reduziertem Körpergewicht zu machen. Ausserdem kann ich weiterhin bei meinem Sponsor in der Physio5 im Wankdorf Bern in die Behandlung gehen und so eine optimale Therapie gewährleisten. Nebenbei werde ich mit viel Stretching und Kraftübungen versuchen den Heilungsprozess zu beschleunigen.
Wieviel Zeit es effektiv noch braucht bis ich wieder in die Wettkampfsaison einsteigen kann ist ungewiss, leider habe ich schon von Erfahrungen dieser Verletzung von anderen gehört die ca. 9-12 Monate brauchten um wieder schmerzfrei trainieren zu können. Ich hoffe natürlich, dass ich ein bisschen früher wieder einsteigen kann und werde sicher alles versuchen um bereits im Sommer wieder in den Genuss des Laufens zu kommen.
Ich werde mich auf jeden Fall zurückkämpfen und nicht den Kopf in den Sand stecken. Bis jetzt hatte ich immer sehr Glück mit Verletzungen und blieb mehr oder weniger von ihnen verschont. Meine Motivation ist nach wie vor da, auch wenn mein Fokus jetzt ein bisschen langfristiger ausgelegt ist. In so einer Zwangspause merke ich wieder einmal wieviel Freude mir der OL und das Laufen gibt. Deshalb: I’ll be back!
Das es mir nicht langweilig wird neben dem Stretching und Physio Besuchen habe ich auch gesorgt. Zusammen mit Joey und ein paar anderen OL Läufern aus der Region Thun werden wir einen Berglaufcup organisieren vom 26. bis 29. Juni in Thun. Die Website und Anmeldung wird in Kürze aufgeschaltet.